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Begegungen mit Greifvögeln
Ich sitze im Wohnzimmer auf der Couch unseres Ferienhauses in Norwegen, genieße ein Getränk und drücke auf meinem Handy herum, am späten Nachmittag hat es angefangen zu regnen. Plötzlich ruft mein Bruder, was war das denn?
Ich habs im Augenwinkel auch gesehen. Ein relativ großer Vogel ist direkt am Wohnzimmerfenster vorbei in Richtung der Bäume hinter unserem Haus geflogen. Es liegt am Waldrand, dahinter beginnt der dichte norwegische Bergwald.
Im ersten Moment hat das gerade so ausgesehen als wäre da ein Greifvogel direkt vor unserem Wohnzimmerfenster vorbeigeflogen. Kann das sein?
Wir bewegen uns beide vorsichtig ans Fenster. Gespannt suchen wir die Bäume ab. Im Ersten Moment ist nichts zu erkennen, doch dann entdecke ich ihn.
Gut getarnt sitzt da tatsächlich ein Sperber im Baum. Vorsichtig bewege ich mich rückwärts in Richtung des großen Esstischs der im Wohnzimmer steht. Dort liegt einsatzbereit meine Kamera mit einem mittlern Telezoom. Als Naturfotograf kann man ja nie wissen was passiert.
Ich greife die Kamera und bewege mich ganz vorsichtig wieder vorwärts in Richtung Fenster. Der Sperber sitzt immer noch ruhig und unbeeindruckt im Baum.
Dabei hatte ich diese Woche schon einmal Glück, als ein junger Falke neben der Straße saß. Völlig unbeeindruckt konnte ich ihn fotografieren, obwohl ich meine Kamera erst aus dem Kofferraum holen musste.
Die Tierwelt in Skandinavien fasziniert mich immer wieder und ist sehr oft nicht vergleichbar mit Mitteleuropa. Das Verhalten der Tiere ist dabei ganz oft sehr viel entspannter, was vermutlich daran liegt, dass die Tiere in Skandinavien mehr Ruhe haben.
Für fast 15 Minuten können wir den Vogel beobachten und fotografieren. Die Fotografie ist schwierig, wegen des regnerischen Wetters ist das Licht im Wald begrenzt. Zudem muss man sich Lücken im dichten Geäst suchen um den Sperber überhaupt ablichten zu können. Nach einiger Zeit fliegt er davon, was für eine Begung die uns in Erinnerung bleiben wird.
Rotfuchs im Schnee
Schweden, Februar 2022. Seit Stunden bin ich auf der Lauer. Als ich heute Morgen aufgebrochen bin, war es beim Zustieg zu meinem Versteck noch stockdunkel. Im schwachen Schein meiner Stirnlampe habe ich mich eingerichtet, die Kamera mit dem großen Objektiv ist einsatzbereit direkt vor mir aufgebaut. Die übrige Ausrüstung liegt neben mir griffbereit, denn falls ich sie benötigen sollte, möchte ich mich so wenig als möglich bewegen.
Mittlerweile hat es angefangen zu dämmern, der Tag verdrängt langsam aber stetig die Nacht. Auf der Lichtung vor mir zeichnen sich langsam erste Umrisse der Bäume im schwachen Dämmerlicht ab. Die Natur um mich herum erwacht ganz langsam aus ihrer Nachtruhe und erscheint nun langsam in einem warmen, weichen, immer intensiver werdenden Morgenlicht.
Kalt ist es heute, das Thermometer im Auto zeigte bereits zweistellige Minusgrade an, nun um den Sonnenaufgang herum ist es bekannterweise am kältesten. Das macht mir aber wenig aus, ich bin darauf vorbereitet und dementsprechend warm eingepackt. Das Versteck schützt mich auch zuverlässig und verbirgt gleichzeitig meine Silhouette.
Meine Blicke streifen suchend über die Lichtung vor mir. Ich warte zwar auf ein bestimmtes Motiv, meine Erfahrung hat mir aber gelehrt, immer auf alles vorbereitet zu sein. Wie oft ist es mir schon passiert, dass plötzlich etwas vollkommen unerwartetes vor meiner Linse auftaucht.
Nun beginnt das alte Geduldsspiel. Ich sitze fast regungslos im Ansitz, beobachte die Landschaft vor mir, prüfe immer wieder die Aufnahmeeinstellungen doch es passiert nichts. In diesen Momenten ergreift mich eine Tiefe Ruhe und Entspannung, ich nehme die Natur um mich herum auf wie ein Schwamm, registriere jede Bewegung, jedes Geräusch, immer in der Hoffnung, dass sich ein Motiv zeigt. Diese fast meditative Stimmung während des Wartens zieht sich oft über Stunden hin.
Dann reist mich plötzlich eine Bewegung am Rand der Lichtung aus meinen Gedanken. Was war das? Ich konnte es leider nicht genau erkennen. Gespannt löse ich die Verriegelung meines Stativkopfs und schwenke das lange Objektiv ganz langsam und vorsichtig in Richtung der Position wo ich die Bewegung gesehen habe. Nach einiger Zeit zeigt sich tatsächlich ein Fuchs der hinter einer Art Schneeverwehung vorsichtig die Lichtung prüft. Von da an beobachte ich den Fuchs für ca. 1,5 Stunden. Er schleicht vorsichtig am Rand der Lichtung herum, verschwindet mehrmals für kurze Zeit im Wald um dann an einer anderen Stelle wieder auf die Lichtung zu kommen. Fotos mache ich dabei keine, da entweder die Vegetation am Waldrand stört oder der Bildaufbau nicht passt. Dann verschwindet der Fuchs hinter meinem Versteck wo ich ihn nicht mehr sehen kann.
Als ich mich nach weiteren 20 Minuten schon damit abgefunden habe den Fuchs nicht fotografieren zu können, taucht er wieder links vor mir am Rand der Lichtung auf. Was dann passiert habe ich mir so nicht erwartet, er durchquert die Lichtung und bewegt sich auf meine Position zu, wobei dieses Foto entsteht. Danach habe ich ihn an diesem Tag nicht mehr gesehen.
Filmbeitrag RAI Südtirol
Vor einigen Wochen wurden wir, mein Kollege Günther Neunhäuserer und ich, von einem Filmteam beim Fotografieren begleitet. Der Filmbeitrag, mit dem Titel "Das Augenmerk gehört dem Detail", der dabei entstanden ist, wird am 29.10.2022 um 20:20 Uhr auf RAI Südtirol im Magzin "Dialog" augestrahlt.
Für alle Interessierten, der Beitrag ist in der Mediathek von RAI Südtirol verfügbar: Link
Prints in handgemachtem Holzrahmen
Vor einiger Zeit ging mir der Gedanke durch den Kopf wie ich meinen gedruckten Bildern eine noch persönlichere Note verleihen könnte. Gleichzeitig wollte ich etwas „modernes“ mit einem klassischen Element verbinden.
Nach einiger Überlegung und Tüftelei habe ich mich dazu entschieden, selbst handgemachte Holzrahmen herzustellen und damit Prints auf Aluminium einzurahmen.
Um die natürliche Maserung des Holzes hervorzuheben, bürste ich das Holz meiner handgemachten Bilderrahmen. Zusätzlich werden alle meine Rahmen mit einem natürlichen Bienenwachs, wahlweise hell oder dunkel, behandelt.
Ab sofort sind meine Bilder als Print auf Aluminium im handgemachten Holzrahmen auf Anfrage erhältlich.
Polarfuchs im Winter
Im Feburar diesen Jahres verbrachte ich zwei wunderbare Wochen in Island. Es war eine sehr abenteuerliche Reise, das Wetter war nicht immer einfach und es verlief deshalb nicht alles nach Plan aber genau das machte es noch spannender. Highlight dieser Reise war es den Polarfuchs im Winter zu fotografieren. Mit den nachfolgenden Zeilen möchte ich euch daran teilhaben lassen.
Island, Hornstrandir, 17.02.2020: Es stürmt, eingepackt in meinen warmen Daunenparka stehe ich draußen. Die Kapuze übergezogen, mit dem Rücken im Wind, peitscht der Sturm den Schnee um mich.
Meine Kamera mit dem großen Teleobjektiv halte ich schützend nach unten gerichtet fest an mich gedrückt, um im entscheidenden Moment bereit zu sein.
Die Zeit vergeht schnell, viele Gedanken gehen mir während des Wartens durch den Kopf, wird heute endlich der Tag sein?
Jedenfalls wäre die Stimmung für Fotos im Sturm ideal. Auch wenn es nicht sonderlich angenehm ist hier draußen auszuharren, gibt es in diesem Moment keinen Ort auf der Welt an dem ich jetzt lieber sein möchte.
Dabei war es in den letzten Tagen alles andere als klar, ob ich in diesem Winter überhaupt noch die Gelegenheit bekommen würde den Polarfuchs zu fotografieren. Bereits auf der Anreise über Reykjavik am Mittwoch lies der Wetterbericht gar nichts gutes erahnen. Vorhergesagt wurde ein Jahrhundertsturm der am Freitag Island treffen würde.
Als ich bei strahlendem Sonnenschein am Donnerstag in Isafjördur ankam, hätte ich mir keinesfalls erwartet, dass ich bis zum Sonntagmorgen aufgrund des Sturms und dementsprechend rauer See dort festsitzen würde.
Sonntagmorgen war es dann soweit, unsere Gruppe belud das Boot, das uns ins Naturschutzgebiet Hornstrandir weit draußen in den Westfjorden bringen sollte. Ziel war es im weit abgelegenen und nur per Boot oder im Notfall per Helikopter erreichbaren Gebiet den Polarfuchs zu fotografieren. Im Gespräch mit einigen Einheimischen wurde mir öfters die Frage gestellt, ob wir wirklich im Winter dort raus fahren wollten. Ja, das wollten wir unbedingt!
Wie uns unser Kapitän mitteilte, wäre dies die einzige Chance überhaupt noch dorthin zu kommen, der nächste Sturm war bereits unterwegs und würde eine spätere Fahrt unmöglich machen. Die Situation war also folgende. Wir hatten einige Stunden Zeit rauszufahren und an Land zu kommen bis der nächste Sturm kommen würde. Nach diesem Sturm sollten wir einige Tage akzeptables Wetter haben bis der nächste große Sturm aufziehen würde. Wir hatten also nur ein schmales Zeitfenster von 4 Tagen. Alles oder nichts also.
Die Fahrt mit dem Boot war heftig. Bisher hatte ich noch nie irgendwelche Probleme mit Seekrankheit gehabt, aber diesmal kam selbst ich an meine Grenzen. Die Fahrt dauerte Aufgrund der aufgewühlten See über drei Stunden. Zwei Stunden länger als normal. Die letzten paar hundert Meter vom Boot zum Strand mussten wir mittels Zodiac überwinden. Schließlich schafften wir es die Ausrüstung, Verpflegung usw. an Land zu bringen und bezogen unser Quartier für die nächsten Tage. Kurz nach unserer Ankunft erreichte uns bereits der nächste Sturm und nun einen Tag später stürmt es noch immer und ich stehe draußen und warte.
Dann geht plötzlich alles ganz schnell. Wie so oft, wenn man es sich am wenigsten erwartet, taucht im weißen umherwirbelnden Schnee eine kleine dunkle Silhouette auf. Erst weit entfernt und ganz klein, nähert sich die Silhouette stetig meiner Position.
Das Adrenalin schießt ins Blut, die Aufregung steigt. Wie bei vielen tausend Fotos vorher, startet der übliche routinierte Ablauf. Wie automatisch lege ich die Kamera an, schaue durch den Sucher, verfolge mein Motiv, baue mein Bild auf, setze den Fokus und sobald ich dazu bereit bin drücke ich den Auslöser meiner Kamera.
Sicherheitshalber nehme ich gleich eine ganze Serie auf und lasse den Auslöser wieder los. Ist das gerade wirklich passiert oder träume ich?
Gespannt richte ich meine Kamera wieder nach unten und kontrolliere die Bilder auf dem Display. Tatsächlich habe ich gerade meine ersten Fotos eines Polarfuchses im Winter aufgenommen. So lange hatte ich von diesen Bildern geträumt und nun ist dieser flüchtige Moment wirklich auf die Speicherkarte meiner Kamera gebannt.
In den nächsten Tagen hatte ich zum Glück noch öfters die Gelegenheit den Polarfuchs zu fotografieren, die Intensität dieser ersten Aufnahmen konnten die folgenden Aufnahmen aber nicht übertreffen.
Polarfuchs in Island
Über zwei Jahre sind vergangen als ich das erste Mal mit dem Gedanken gespielt habe den Polarfuchs in Islands Nordwesten zu fotografieren.
Nach den ersten genaueren Recherchen wurde mir schnell klar, dass sich diese Idee wohl nicht so ohne Weiteres realisieren lassen wird. Das Projekt “Polarfuchs” musste erstmal warten, da ich gleichzeitig ja auch noch an einigen anderen Projekten arbeitete.
Ganz abschreiben konnte ich die Idee vom Polarfuchs allerdings nie, so kam es auch, dass ich im Frühjahr 2018 wieder mit der Planung begann. Nach einigen Rückschlägen gelang es mir dann über Umwege einen Kontakt zu einem Fotografen herzustellen der sich seit 10 Jahren mit dem Polarfuchs in Island beschäftigt. Im Juli 2018 stand dann definitiv fest, dass ich im Juli 2019 nach Island reisen würde um dort als Teil einer vierköpfigen internationalen Gruppe von Fotografen den Melrakki (islandisch für Polarfuchs) zu fotografieren.
Mitte Juli diesen Jahres war es dann soweit, nach einem scheinbar unendlichen Jahr des Wartens ging es nach Island. Insgesamt war es für mich eine sehr erfolgreiche, spannende aber auch anstrengende Zeit. Die unglaublichen Eindrücke die ich von dieser rauen Insel im Nordatlanik mitgebracht habe sind nur schwer in Worte zu fassen, deshalb möchte ich einige Bilder mit euch teilen.